Unser Ratgeber

Opel Astra Sports Tourer GS Line PHEV 1.6T eAT8 180PS

Wenn die Stützen drücken

Deutlich mehr Licht als Schatten bietet der Opel Astra Sports Tourer GS Plug-in-Hybrid (PHEV) aus ergonomischer Sicht. Enttäuschend aber sind vor allem die mit dem AGR-Siegel ausgezeichneten vorderen Sitze.

Von Sabine Neumann

Auf dem Papier bietet der Sitz am Lenkrad des Opel Astra Sports Tourer zunächst einmal alles das, was das Ergonomie-Siegel der Aktion gesunder Rücken (AGR) rechtfertigt. Er ist elektrisch einstellbar und hat eine vierfach verstellbare Lendenwirbelsäulen-Stütze. Die Sitztiefe ist ausziehbar die vordere Kante kann abgesenkt werden. Das reduziert unter Umständen den Druck auf den hinteren Bereich der Oberschenkel, sorgt somit für bessere Durchblutung. Die Seitenwagen des mit velourslederartigem Material bezogenen Gestühls geben guten Halt, ohne den Oberkörper einzuzwängen.

Problematische Kopfstützen

Was also gibt es zu kritisieren? Es sind die Kopfstützen, die schlichtweg falsch konstruiert sind, um eine entspannte Haltung am Steuer einnehmen zu können. Die eigentlich dem Haupt halt gebenden Stützen sind zu weit nach vorne gezogen. Das heißt, die Rückenlehne muss weit nach hinten geneigt werden, damit der Kopf nicht permanent nach vorne gedrückt wird. Die Neigung der Lehne hat zur Folge, dass die Abstützung der Schulterpartien nicht mehr vorhanden ist und der Oberkörper im Bereich der Brustwirbelsäule während der Fahrt rund nach vorne gebeugt wird. Diese Stellung ist nicht nur ergonomisch schlecht, sondern auf Dauer ermüdend. Aufmerksamkeit und Konzentration leiden unter solcher unnötigen Belastung am Steuer.

Zehn-Zoll-Curved-Display für die Anzeigen

Wer dort sitzt hat ansonsten aber einen guten Blick auf das digitale Zehn-Zoll-Curved-Display mit allen wesentlichen Infos über das Auto. Rechts daneben liegt der Zentral-Touch-Bildschirm leicht angewinkelt zum Fahrerplatz. Die Icons sind groß genug, um sie leicht anwählen zu können.

Schalter und Knöpfe im Astra

Direkt unterhalb des Zentraldisplays liegen Schalter und Knöpfe in zwei übereinander angesiedelten Reihen. Erst Tastschalter für Funktionen wie Sitz- und Lenkradheizung, darunter, gut abgegrenzt, neun Klaviertasten zur Steuerung der Klimatisierung. Und es gibt einen separaten Drehregler für die Einstellung der Lautstärke. Die lässt sich zudem auch über das Multifunktionslenkrad steuern. Auf dem sind auch Tasten für die Bedienung von Telefon, Infotainmentsystem, Sprachsteuerung und Tempomat untergebracht.

Auf der Mittelkonsole alles gut erreichbar

Gut erreichbar auf der Mittelkonsole, in der es auch eine Ladeschale fürs Mobiltelefon gibt, haben die Designer die Tastatur fürs Automatikgetriebe und die unterschiedlichen Fahrmodi – beim hier gefahrenen Plug-in-Hybrid sind das Normal, Sport, Hybrid, Elektrisch – untergebracht.

Viel  Platz im Passagierabteil

Wenn’s ums Unterbringen geht, gibt es generell nichts zu mäkeln. Das Fach in der Mittelkonsole ist groß. Der Deckel dient auch als Armauflage, ist aber in der Höhe nicht verstellbar. Der Stauraum in den groß geschnittenen Türen bietet Platz für 1,5-Liter-Flaschen. Die Mitfahrer im Fond dürften sich über gute Bein- und Kopffreiheit freuen. Die beiden Seitenplätze sind zudem gut ausgeformt, damit sehr bequem. Beim Ein- und Aussteigen müssen vorne und hinten breite Seitenschweller überwunden werden.

Großer Kofferraum im Opel Astra Sportstourer

Gepäck oder Einkauf lässt sich relativ einfach im 430 Liter fassenden Kofferraum verstauen. Die Ladekante ist gerade einmal 61 Zentimeter hoch, die Öffnung groß und ohne Ecken und Kanten. Die hinteren Lehnen sind im Verhältnis 40:20:40 geteilt. Werden sie vorgeklappt wächst das Ladevolumen auf 1.320 Liter. Allerdings bleibt dann in dem Bereich eine leichte Schräglage des Ladebodens. Maximal dürfen beim Plug-in-Hybrid 453 Kilogramm zugeladen werden. Und es gibt auch eine Anhängerkupplung. 1,4 Tonnen Last sind zugelassen.

Mit der Kraft der zwei Herzen

Der aktuelle Astra Sports Tourer ist jetzt Opels inzwischen elfte Kombivariante in der Kompaktwagenklasse an. Die Version mit Plug-in-Hybrid hat eine Systemleistung von 133 kW (180 PS) und einem maximales Drehmoment von 360 Newtonmetern. Das Antriebssystem besteht aus einem 1,6-Liter-Turbo-Benziner mit 110 kW (150 PS), einer Achtstufen-Automatik sowie einer 81,2 kW (110 PS) starken E-Maschine. Für den emissionsfreien Betrieb im Stadtverkehr kann der Elektro-Modus gewählt werden.

50 Kilometer rein elektrisch sind realistisch

Dann fährt der Astra Sports Tourer mit der Energie aus der 12,4 kWh-Batterie bis zu 60 Kilometer gemäß WLTP rein elektrisch. Wir sind auf gut 50 Kilometer gekommen. Das Höchsttempo liegt bei 225 Kilometern pro Stunde, rein elektrisch schafft das Plug-in-System Tempo 135. Beides haben wir aber nicht ausgereizt. Statt des serienmäßigen On-Board-Chargers mit 3,7 kW war in diesem Fall ein Charger mit 7,4 kW verbaut (500 Euro extra). Damit ist Akku an der Wallbox in knapp zwei Stunden komplett aufgeladen.

Hohe Laufruhe des Plug-in-Hybrid-Systems

Mit der Kraft der zwei Herzen geht es vom Start weg flott voran und auch der Durchzug ist bestens. Dazu kommt selbst bei flotter Fahrt eine extrem hohe Laufruhe. Das trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Generell startet das System rein elektrisch und auch anschließend ist bei ruhiger Fahrt oder im Stadtverkehr lediglich die E-Maschine im Einsatz. Wenn ausreichend Strom im Akku vorhanden ist. Wird mehr Leistung abgerufen, schaltet sich automatisch der Verbrenner dazu und die komplette Kraft des Systems wird auf die Vorderachse übertragen.

Seidenweiche Wechsel der Fahrstufen

Das achtstufige Automatikgetriebe wechselt dabei seidenweich und ohne jegliche Zugkraftunterbrechung die Fahrstufen. Bei der langen Ausfahrt über Landstraßen und Autobahn im durchaus recht flotten Tempo macht sich der E-Antrieb kaum bemerkbar, dafür aber das Gewicht von 1,7 Tonnen. So zeigte der Bordcomputer dann einen Verbrauch von 7,2 Litern an. 6,3 Liter gibt Opel als WLTP-Wert bei entladener Batterie an.

Komfortabel und auch mit sportlicher Note

Bei der Abstimmung des Fahrwerks haben die Entwickler die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit bestens hinbekommen. Der 4,64 Meter lange, inklusive Außenspiegel 2,06 Meter breite und 1,48 Meter hohe Astra Sports Tourer gleitet souverän über schlecht Straßenabschnitte, nimmt gleichwohl zügig anvisierte Kurven absolut problemlos, bleibt exakt in der vorgegebenen Spur und reagiert dabei direkt auf alle Lenkanweisungen. Den Wendekreis gibt Opel mit 10,70 Metern an.

Design auf Aerodynamik ausgelegt

Dynamik, klare Kanten sowie Aerodynamik (cW-Wert 0,276) waren wichtige Aspekte beim Design. So zieht sich eine scharf gezeichnete Bügelfalte in der Mitte auf der bis in die Kotflügel reichenden Motorhaube bis zum Kühlergrill, zielt dort auf den im Kühlergrill platzierten Opel-Blitz. Das neue Markengesicht, von Opel Vizor genannt, erstreckt sich über die gesamte Front bis zur flügelförmigen Grafik der LED-Tagfahrlichter. Das lässt den Astra Sports Tourer optisch breiter wirken.

Formensprache konsequent umgesetzt

Am Heck nehmen die Designer ihre Formensprache wieder auf. Eine vertikal in den Dachspoiler integrierte dritte Bremsleuchte nimmt die Bügelfalte der Fronthaube wieder auf, die schmal gezeichneten und mit der Spitze auf das Markenzeichen zulaufenden LED-Rückleuchten sind auf die Gestaltung der Front abgestimmt. Der hintere Blitz dient zudem als Öffner der Heckklappe.

Ergonomisch nur wenig zu kritisieren

Unterm Strich gibt es also gerade aus ergonomischer Sicht nur wenig zu kritisieren am Opel Astra Sportstourer. Einzig das Thema Sitze und das damit verbundene Problem der Kopfstützen wirft einen Schatten auf das positive Urteil.