Unser Ratgeber

Nio EL7

Vieles, aber nicht nur Gutes

Nach der sportlichen Limousine ET7 hat der chinesische Autobauer Nio mit dem EL7 jetzt auch ein elektrisch angetriebenes SUV im Angebot

Von Wolfgang Schäffer

Wie im ET7 sind auch in der SUV-Variante die Möglichkeiten der elektrischen Sitzverstellung vielfältig. Der EL7 bietet zudem aber auf dem Beifahrerplatz eine Sitzstellung, die an die Businessklasse in einem Flugzeug erinnert. So kann die Lehne fast in eine waagerechte Position und für die Auflage der Unterschenkel eine Stütze nach oben gefahren werden. Für die drei unterschiedlichen Innenraumdesigns stehen hochwertige Materialen zur Auswahl.

Nomi muss noch oft passen

Das Cockpit ist aus dem ET7 bekannt. Das schwebend erscheinende 12,8-Zoll-Center-Display mit seinem feinen Rahmen überzeugt mit ultrahohem Kontrastverhältnis. Ebenso das übersichtliche Augmented Reality Head-up-Display, das hohe Bildqualität bietet. Vor dem Fahrer liegt zudem ein digitaler 10,2-Zoll-Screen. Mitten auf der Armaturentafel ist die Kugel der virtuellen Sprachassistentin Nomi platziert, die mit freundlichem Augenaufschlag auf Fragen und Anweisungen reagiert. Allerdings müssen die Entwickler bei der Software noch ein wenig nacharbeiten, den allzu oft muss Nomi bei den Antworten oder Ausführungen passen.

Schalter und Knöpfe fehlen

Der Instrumententräger ist absolut clean. Schalter oder Knöpfe gibt es nicht. Deshalb muss so gut wie alles über Tasten am Lenkrad, den Touchscreen oder per Sprachbefehl erledigt werden. Nicht einmal die Höhen- oder Längsverstellung des Lenkrads lässt sich einfach manuell erledigen, sondern muss umständlich mit mindestens fünf unterschiedlichen Schritten über den Screen und das Lenkrad erfolgen. Lediglich die Fensterheber, die Warnblinkanlage, die automatische Ver- und Entriegelung der Türen sowie die Wahl der Fahrmodi sind per Knopfdruck zu bedienen. Alles ist letztlich auf die Zukunft des automatisierten Fahrens ausgerichtet. Das ist auch an den elf hochauflösenden Kameras plus Sensoren – auffällig erkennbar am oberen Rand der Frontscheibe -, fünf Radarsystemen sowie einem Hochleistungsrechner abzulesen. Der EL7 ist wie schon der ET7 so etwas wie Supercomputer auf Rädern.

Großes Platzangebot

Bei einem Radstand von 2,96 Meter misst der Nio EL7 in der Länge 4,91 Meter, in der Breite 1,99 Meter (ohne Außenspiegel) und in der Höhe 1,72 Meter. Das bedeutet viel Platz für die Passagiere. Sowohl Fahrer- als auch Beifahrersitz verfügen über eine elektrische 14-Wege-Einstellung mit Positionsspeicher und Kopfstützen mit Vier-Wege-Einstellung. Das Sitzkissen des Fahrersitzes lässt sich um bis zu 60 Millimeter verlängern. So lassen sich unterschiedliche Fahrergrößen und Sitzgewohnheiten gut anpassen. Die Vordersitze sind serienmäßig mit Heizung, Belüftungs- und Massagefunktionen ausgestattet. Der Sitzspeicher ist mit der Position des Lenkrads und der Außenspiegel gekoppelt. Das erleichtert das Ein- und Aussteigen.

Beheizbare Sitze auch hinten

Die ebenfalls beheizbaren Sitze hinten links und rechts sind elektrisch sechsfach verstellbar und lassen sich stufenlos elektrisch zwischen 23 und 31 Grad neigen. Auf der Rückbank gibt es nicht nur jede Menge Beinfreiheit, sondern auch viel Luft zwischen Kopf und Dachhimmel. Das Gepäckabteil fasst 570 Liter, inklusive des Fachs unterhalb des Ladebodens sind es 658 Liter. Werden die hinteren Lehnen vorgeklappt, wächst das Volumen des Ladeabteils auf 1.545 Liter. Die Ladelänge auf einer fast ebenen Fläche beträgt 1,88 Meter. Da lässt sich ein Surfbrett oder auch ein komplettes Mountainbike verstauen.

Allradantrieb mit 653 PS

Die Elektroantriebsplattform im Nio EL7 liefert eine Höchstleistung von 480 kW (653 PS) und ein maximales Drehmoment von 850 Newtonmetern. Der elektrische Allradantrieb setzt sich aus einem 180-kW-(245 PS)-Permanentmagnet-Motor an der Vorderachse und einer 300 kW (408 PS) starken Induktionsmaschine an der Hinterachse zusammen. Damit geht es in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und in der Spitze sind 200 Kilometer pro Stunde möglich.

Luftfederung in Serie

Die Gewichtsverteilung von 50:50 sowie Luftfederung tragen zum komfortablen Reisen bei. Selbst Straßenabschnitte mit wirklich schlechter Oberfläche werden souverän absolviert, ohne dass Stöße oder Schläge die Passagiere belästigen. Geht es allerdings sportlich schnell um die Ecken, schiebt der etwas mehr als 2,3 Tonnen schwere EL7 über alle vier Räder nach außen, bleibt jedoch weiterhin gut beherrschbar.

Klimaanlage mit Campingmodus

Zehn Fahrmodi stehen im EL7 zur Wahl. Eco, Komfort, Sport, Sport+, Individuell, Schnee, Sand, Wet, Passierhilfe (angehobene Fahrhöhe) und Anhänger hat Nio dem SUV spendiert. Ja, der Nio EL7 ist serienmäßig mit einer elektrischer Anhängerkupplung zu haben und kann bis zu zwei Tonnen ziehen. Zudem ist die Kupplung für eine Stützlast von 100 Kilogramm ausgelegt. Nio hat das SUV außerdem mit einem Campingmodus ausgestattet, falls im Auto übernachtet werden soll. Damit werden Luftzirkulation und Innentemperatur bei reduziertem Stromverbrauch aufrecht erhalten. Über das V2L-System kann Strom bis zu 3,3 kW für Minibar, Kaffeemaschine, Campingofen oder Lautsprecher abgegeben werden.

Zwei Akkugrößen zur Wahl

Als Energiespeicher bietet Nio Batterien mit entweder 75 oder 100 kW an. Damit sind nach den WLTP-Zyklen bei besten Bedingungen Reichweiten von bis zu 390 beziehungsweise knapp 510 Kilometern möglich. Wir waren auf ersten Testfahren mit dem 100 kW-Akku unterwegs und haben bei Temperaturen von vier Grad plus auf einer Strecke von etwa 150 Kilometern über Autobahnstücke mit maximal Tempo 130, Landstraßen und vielen Ortsdurchfahrten, in denen lediglich 30 Kilometer pro Stunde erlaubt war, einen Durchschnittsverbrauch von 23,7 kWh ermittelt. Gute 400 Kilometer sind bei einem solchen Mix also durchaus machbar. Unterschiedliche Rekuperationsstufen gibt es nicht. Das regelt der Nio selbstständig.

Ladeperformance zu gering

Die Ladeperformance des Nio EL7 hat sich im Vergleich zum ET7 leider nicht verändert. In beiden Batteriegrößen stehen also lediglich elf kW bei Wechselstrom (AC) zur Verfügung. Das Schnellladen mit Gleichstrom (AC) erfolgt beim 75-kWh-Akku mit 140 kW. Bei der größeren Batterie sind es lediglich 126 kW. Das bedeutet ein Ladedauer von 33 oder 45 Minuten, um die Energiekapazität von zehn auf 80 Prozent zu erhöhen. Das passt nicht zum Premium-Anspruch. Deutlich schneller geht es hingegen an einer so genannten Power Swap Station, an der die komplette Batterie innerhalb von wenigen Minuten gewechselt werden kann. In Deutschland gibt es bisher allerdings lediglich zwei Stationen dieser Art.

Batterien mieten oder kaufen

Diese Stationen können von Nio-Fahrern allerdings lediglich dann genutzt werden, wenn der Akku gemietet und nicht gekauft ist. Die Mietkosten liegen für die kleine Batterie bei 169 Euro im Monat, beim großen Akku sind es 289 Euro. Wer sich für den Kauf entscheidet, zahlt 12.000 beziehungsweise 21.000 Euro für die Energiespeicher, auf die es eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometer gibt. Die genannten Beträge müssen noch dem Grundpreis des Nio EL7 von 73.900 Euro hinzugerechnet werden.

Umfangreiche Ausstattung

Dafür gibt es dann ein umfangreich ausgestattetes Elektro-SUV. So werden unter anderem LED-Scheinwerfer, Soft-Close-Türen, ein elektrisches Panorama-Glasschiebedach, eine Vielzahl von Assistenzsystemen und USB-Anschlüssen, ein hochwertiges Soundsystem, Navigation und Wärmepumpe werksseitig verbaut. Wie beim ET7 setzt Nio auch beim EL7 auf das so genannte Aquila Super Sensing. Das beinhaltet beispielsweise 33 Sensoren, darunter ein Lidar mit extrem langer Reichweite, elf hochauflösende 8MP-Kameras, Radarsysteme und zwölf Ultraschallsensoren – alles, um in Zukunft für das autonome Fahrern gerüstet zu sein.